Zahlreiche Studien fanden heraus, dass die Mediziner die posteriori Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen der jeweiligen Erkrankung, gegeben ein positives Testresultat, um ein Vielfaches überschätzten, wenn sie mit bedingten Wahrscheinlichkeiten konfrontiert wurden.
In Rahmen einer diesbezüglichen Studie wurden 160 Gynäkologen die im vorherigen Beitrag genannten Zahlen zur Prävalenz, Sensitivität sowie Falsch-positiv-Rate vorgelegt und nachfolgend gefragt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für die Frau sei, an Brustkrebs erkrankt zu sein.
Die Gynäkologen konnten dazu zwischen vier Alternativen wählen: 1, 10, 81 oder 90 Prozent.
Von den 160 Gynäkologen kamen letztlich nur 21 Prozent zur richtigen Schlussfolgerung, dass die Wahrscheinlichkeit von Brustkrebs nach einem positiven Mammogramm bei ca. 10 Prozent liegt.
19 Prozent der Gynäkologen glaubten hingegen, dass die Wahrscheinlichkeit nur 1 Prozent betrage, während 60 Prozent der Meinung waren, sie betrage 81 oder 90 Prozent. Das mangelnde Verständnis von Testresultaten zeigt sich hier besonders deutlich. Es ist aber keinesfalls nur auf die Mammographie beschränkt. In einer verdeckten Studie über HIV-Beratung an deutschen Gesundheitsämtern war die Mehrzahl der Berater fälschlicherweise davon überzeugt, dass falsch-positive Testergebnisse nie vorkämen. Jeder zweite Berater war darüber hinaus der Meinung, dass ein positives Testergebnis zu 100 Prozent sicher sei.
Ein vergleichbares Bild zeigte bei der Befragung von fortgeschrittenen Medizinstudenten. Hierbei kamen 85 Prozent der in einer direkten Untersuchung befragten, zu inkorrekten Schlussfolgerungen bezüglich des positiven Vorhersagewertes von vier verschiedenen Früherkennungsmaßnahmen.